Hallo ihr Lieben ♡
Hier der nächste Beitrag aus meiner Blog-Reihe “Zucker”: Insulin – Was es ist und wie es wirkt!
Um den perfekten Überblick zu haben, ist es sinnvoll, meinen vorigen Beitrag “Was ist Zucker und wie wirkt er im Körper?“ zu lesen. Den Link dazu findet ihr hier.
Viel Spaß beim Lesen ♡
Was ist Insulin und wie wirkt es?
Insulin ist ein Hormon. Es entsteht in der Bauspeicheldrüse, wo sich die Langerhans-Inseln, das sind kleine Zellhaufen, befinden. In ihnen sitzen die sogenannten Beta-Zellen, die mit der Produktion des Hormons Insulin betraut sind. Insulin wird hier auch gespeichert und kann dann sofort ins Blut abgegeben werden, wenn es gebraucht wird. Es werden in etwa zehn Milligramm Insulin in der Bauchspeicheldrüse vorrätig gespeichert. Diese Menge reicht für ca. fünf Tage (Gameau, 2015, S. 113; Simon, 2020).
Bevor ich erkläre, was Insulin genau macht, möchte ich noch einen wichtigen Punkt aus dem letzten Blogeintrag wiederholen: Glucose (=Traubenzucker) ist lebensnotwendig, da sie die Zellen im Körper mit Energie versorgt. Essen wir Kohlenhydrate (beispielsweise Reis, Nudeln oder Brot), werden diese im Körper zu Glucose umgewandelt. Da sie für das Überleben jedoch so essenziell ist, sichert der Körper die Versorgung seiner glucoseabhängigen Zellen zusätzlich über eine Glucose-Eigenproduktion ab. Der Körper ist somit überhaupt nicht auf Kohlenhydrate, vor allem nicht in Form von Zucker, angewiesen, da er dazu in der Lage ist, Glucose auch selbst herzustellen (Kämmerer, Schlatterer & Knoll, 2020, S. 22).

Abbildung 1: Insulin (Gameau, 2015, S. 105)
Interessanter Fakt: Das Gehirn ist übrigens autark, was bedeutet, dass die Hirnzellen Glucose unabhängig vom Insulin aufnehmen (Mein buntes Leben, 2018).
Insulin und Glucose arbeiten zusammen: Immer dann, wenn wir Nahrung zu uns nehmen und Glucose vom Blut aufgenommen wird, leert sich ein Teil des Insulinspeichers. Die hohen Zuckermengen im Blut signalisieren der Bauchspeicheldrüse nämlich, das Insulin freizugeben. Es wird gebraucht, um die Glucose aus dem Blut in die Muskeln, Organe oder Fettzellen transportieren zu können. Viele Zellen, vor allem jene der Muskeln, Leber, Nieren und des Fettgewebes, können Glucose nämlich nicht selbstständig aus dem Blut aufnehmen. Sie benötigen das Hormon Insulin für diesen Schritt, das im Grunde wie ein Schlüssel zur Tür dieser Zellen funktioniert: Insulin „sperrt die Tür auf“ und schleust dann die Glucose in die Zelle ein, wo sie, wie bereits in meinem vorigen Blogeintrag erwähnt, als Energiequelle dient → Schloss-Schlüssel Prinzip (siehe Grafik unten). Gleichzeitig beginnen die Beta-Zellen mit der Produktion von neuem Insulin. Daher füllt sich das Depot in der Bauspeicheldrüse schnell wieder auf. Ohne Insulin würde die Glucose in hoher Konzentration im Blut verbleiben, was Fachleute auch einen zu hohen Blutzuckerwert oder Hyperglykämie nennen (Gameau, 2015, S. 113; Mein buntes Leben, 2018; Simon, 2020).
Das Problem einer sehr kohlenhydratreichen Ernährung
Werden überwiegend Kohlenhydrate, besonders in Form von Zucker und Fertigprodukten und insbesondere zwischen den Hauptmahlzeiten, wenn sich keine andere Nahrung wie Fette oder Proteine, die die Umwandlung der Kohlenhydrate in Glucose verlangsamen könnten, konsumiert, wird das Blut mit einer großen Menge Glucose in sehr kurzer Zeit überflutet. Der Blutzuckerspiegel steigt dann sehr rasch an und die Bauspeicheldrüse schüttet als Reaktion auch eine hohe Menge Insulin aus. Eine zuckerreiche Ernährung kann dieses sensible Schloss-Schlüssel-Prinzip somit schwer schädigen: Bei Diabetes Typ II verlieren die Insulinrezeptoren der Zelle ihre Fähigkeit auf Insulin zu reagieren. Besonders betroffen sind die Zellen der Leber und Muskeln sowie die Fettzellen. Bildlich gesprochen bleibt somit der Schlüssel im Schloss stecken und lässt sich nicht mehr richtig drehen. Die Zell-Tür kann sich nicht mehr komplett öffnen, was zur Folge hat, dass sehr viel Glucose im Blut zirkuliert. Dieser Umstand wird auch als Insulinresistenz bezeichnet. Diabetes Typ-II wird auch relativer Insulinmangel genannt. Es ist paradoxerweise tatsächlich ein Mangel und zwar aus folgendem Grund: Die Bauchspeicheldrüse versucht zu Beginn noch die Insulinresistenz auszugleichen, indem sie sehr hohen Mengen Insulin produziert. Das überfordert sie jedoch. Die Insulinmenge reicht nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Diese Resistenz ist die Vorstufe zu Diabetes Typ-II und führt zu zahlreichen Problemen. Wie bereits erwähnt, sind vor allem große Mengen an zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken, sowie stark verarbeitete, nährstoffarme Lebensmittel für diese Form der Diabetes verantwortlich (Gameau, 2015, S. 104 f.; Rehberg, 2020; Yudkin & Lustig, 2012, S. 126 f.).
Hier noch einmal eine Zusammenfassung über Insulin und wie es arbeitet. Die Englische Version findet ihr ganz unten. Beide Tabellen sind auch auf meinem Instagram-Account verfügbar. Ihr könnt sie dort abspeichern und immer dann aufrufen, wenn ihr sie gerade braucht oder etwas nachlesen wollt:

Abbildung 2: Was macht Insulin? https://cleaneatingcarry.at/en/ (eigene Darstellung, 2020 in Anlehnung an: Gameau, 2015, S. 113 ff.; Oregon Diabetes Resource Bank, 2018; Simon, 2020).
In meinem nächsten Beitrag wird es um den Glykämischen Index gehen, der herangezogen wird, um erklären zu können, wie schnell unterschiedliche Kohlenhydrate verdaut und ins Blut geschleust werden (Gameau, 2015, S. 112). Ich werde euch auch eine Liste posten, anhand welcher ihr auf einen Blick erkennen könnt, welche Lebensmittel für eine vermehrte Insulinausschüttung verantwortlich sind und welche den Insulinspiegel eher konstant halten.
Was ihr zum Thema Insulin noch wissen solltet:
Da sich Fructose, wie ebenfalls schon im vorherigen Beitrag beschrieben, nicht ständig im Blutkreislauf befindet und diesen daher auch nicht wirklich beeinflusst, kann sie auch nicht von den Zellen direkt verbrannt werden. Fructose wird daher in die Leber transportiert, wo sie zu Fett umgewandelt und eingelagert wird (Gameau, 2015, S. 109).
Und wo ich gerade schon bei dem Thema bin: Insulin spielt auch für die Fettzellen eine enorm große Rolle: Es fördert die Einlagerung von Fett und sorgt dafür, dass das Fett in den Zellen verbleibt. Somit passieren zwei Vorgänge, die simultan ablaufen: Zum einem wird Insulin ausgeschüttet, damit der Zucker den Blutkreislauf wieder verlässt, zum anderen hält das Insulin aber gleichzeitig das Fett in den Zellen fest, hemmt also den Fettabbau. Das bedeutet: Solange das Hormon Insulin mit dem Glucosegehalt im Blut beschäftigt ist, bekommen die Zellen auch keine Chance, ihr überschüssiges Fett als Energie freizusetzen. Es verbleibt dann in den Zellen. Eine Gewichtszunahme resultiert daher oft nicht nur aus einem Kalorienüberschuss und einem Mangel an Bewegung, sondern auch aus einem hormonellen Ungleichgewicht aufgrund eines großen Verzehrs an Kohlenhydraten (Gameau, 2015, S. 113; Simon, 2020).
Es gibt auch noch weitere Faktoren, die den Insulinwert erhöhen können: Zum Beispiel Stress, aber auch Kaugummi kauen, da hier ein erhöhter Speichelfluss eingeleitet wird, der dem Körper vorgaukelt, dass er bald mit Essen versorgt wird (Gameau, 2015, S. 113).

Abbildung 3: How does Insulin work? https://cleaneatingcarry.at/en/ (eigene Darstellung, 2020 in Anlehnung an: Gameau, 2015, S. 113 ff.; Oregon Diabetes Resource Bank, 2018; Simon, 2020).
Ich hoffe, der Artikel war spannend für euch zu lesen. Vielleicht waren ja wieder ein paar Fakten dabei, die für euch neu waren und helfen, das Thema “Zucker” besser zu verstehen.
Wie gesagt, bald kommt der nächste Blogeintrag, der Glykämische Index, online. DiesesThema finde ich auch sehr interessant!
Alles Liebe bis dahin
Carina
Quellen:
Diabetesinformationsdienst München: Der Zuckerstoffwechsel – Das Wichtigste in Kürze. www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de. [abgerufen am 23.08.2020]. Helmholtz Zentrum München: Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. 1-2
Gameau Damon (2015). Voll Verzuckert. That sugar book. Wie uns die Lebensmittelindustrie dick macht und uns für dumm verkauft. Wege aus der Zuckerfalle. München: Gräfe und Unzer Verlag
Kämmerer, Ulrike, Schlatterer, Christina, Knoll, Gerd (2020): Krebszellen lieben Zucker – Patienten brauchen Fett. Gezielt essen für mehr Kraft und Lebensqualität bei Krebserkrankung. Systemed. München: Riva Verlag. 1-30
lebensmittellexikon.de (09.06.2014): Zuckerformen. Wissen, was man isst. https://www.lebensmittellexikon.de/z0000010.php. [abgerufen am 03.Juni.2020]
Mein buntes Leben, Redaktion (15.11.2018): Basiswissen: Was ist Insulin und wie wirkt es? https://www.mein-buntes-leben.de/artikel/basiswissen-was-ist-insulin-und-wie-wirkt-es.[abgerufen am 24.08.2020]
Oregon Diabetes Resource Bank (2008): Blood glucose, insulin, and Type 2 diabetes. Handouts to help people with diabetes. https://pharmsci.ubc.ca/sites/pharmsci.ubc.ca/files/Diabetes%20Awareness_Station%20B_T2%20lock%20and%20key_2017.pdf. [abgerufen am 23.08.2020]
Rehberg, Carina (06.02.2020): Die Ursachen einer Insulinresistenz. Zentrum der Gesundheit. https://www.zentrum-der-gesundheit.de/insulinresistenz.html. [abgerufen am 25.06.2020]
Simon Nicole (08.07.2020): Türöffner im Blut. Ratgeber Diabetes – Grundlagen. Stern.de GmbH. https://www.stern.de/gesundheit/diabetes/grundlagen/insulin-tueroeffner-im-blut-3435776.html. [abgerufen am 13.07.2020].
Yudkin, John & Lustig, Robert H. (2012): Pur Weiß Tödlich. Warum der Zucker uns umbringt - und wie wir das verhindern können. 2. Aufl. Lünen: Systemed